F.
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Was für ein unvergleichlich aufschlussreicher Abend im beschaulichen Alpenrosensaal das gestern war! Da denkt man, man geht nur zu einer Chorveranstaltung, um ein bisschen Musik zu genießen, und bekommt dann gleich eine ganze Vorlesung uber die angebliche „Natur der Liebe" und eine vermeintlich „eindeutige" Zweigeschlechtlichkeit. Wie erfrischend, dass der Moderator uns „aufklärte", dass Frauen nur Männer lieben würden und Männer nur Frauen - als ob wir alle in den 1950ern feststecken würden!
Dass er diese „Weisheiten" angeblich aus einem Schulaufsatz entnommen hat, machte die Sache natürlich nicht weniger lächerlich. Zudem war es schließlich seine freie Entscheidung als Moderator, diese sexistischen „Erkenntnisse" und einem dadurch einhergehenden Verharmlosen von Heterosexismus auf der Bühne zu präsentieren. Ein echtes Highlight war dann der Chor, der den Song „Macho, Macho" (R. Fendrich) zum Besten gab, um die toxische Männlichkeit in all ihrer Pracht zu feiern.
Falls jemand noch nicht genug hatte von rückständigen Klischees und schädlichen Stereotypen, dieser Abend war ein Volltreffer. Heterosexistische Witze und Queerfeindlichkeit sind übrigens immer noch nicht lustig - für niemanden! Und toxische Männlichkeit schadet allen Menschen, falls das noch jemand nicht mitbekommen hat. Ein Hoch auf die Chorgemeinde, die uns gestern so eindrucksvoll im Alpenrosensaal gezeigt hat, wie man es besser nicht macht!
Und noch ein Hinweis an die Betreiber*innen des Alpenrosensaals: Der Saal war komplett überfüllt - die Luft war extrem stickig und manche Gäst*innen blockierten zeitweise sogar mit Stühlen die (Not-)Ausgänge und Fluchtwege, weil es durch die unzähligen (und m.E. unnötigen) Tische im Saal schließlich an angemessenen Sitzplätzen mangelte! Der Wurststand im Saal (und nicht etwa im Foyer oder an der Bar) hat das Ganze „Ambiente“ nicht gerade erträglicher gemacht! Organisatorisch ließ alles sehr zu wünschen übrig…